Wertvolle Tipps und Hinweise zur Eingewöhnung Ihres neuen Vierbeiners und zur Sicherung von Neuankömmlingen, speziell wenn sie ängstlich sind.
Kleiner Ratgeber zur Eingewöhnung
Als allererstes möchten wir Sie zu Ihrem neuen Familienmitglied beglückwünschen! Herzlichen Dank, dass Sie sich für einen Hund aus dem Tierschutz entschieden haben und diesem eine Chance und ein neues Leben geben.
Mit dessen Einzug beginnt jetzt ein ganz besonderer Abschnitt für Sie und Ihr neues Familienmitglied. Es gilt jetzt, sich in den kommenden Tagen und Wochen aufeinander einzuspielen und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.
Mit einem Tierheimhund nehmen Sie auch immer ein Stück seiner Vergangenheit, die vielleicht nicht so schön war, bei sich auf. Es liegt jetzt an Ihnen, dem Tier in den kommenden Wochen zu zeigen, dass die Zeit der Einsamkeit, Angst, Unruhe oder Unsicherheit endgültig vorbei ist.
- Jedoch das Wichtigste ist: Geben Sie Ihrem Hund genügend Zeit! Insbesondere am Tag, an dem Sie ihn nach Hause holen, sollten Sie alles sehr langsam angehen. Lassen Sie ihren Schützling in aller Ruhe sein neues Zuhause erkunden, alles abschnüffeln und jede Ecke untersuchen.
- Sollte das neue Familienmitglied ein eher unsicherer/ängstlicher Kandidat sein, eröffnen sie ihm sein neues Reich nicht auf einmal, sondern nach und nach.
Es könnte für ihn hilfreich sein und ihm Sicherheit geben, wenn er die erste Zeit nur einen Teil Ihres Hauses bewohnt oder sogar nur ein Zimmer hat, dessen Tür jedoch nicht geschlossen wird und sich der Hund abgeschoben vorkommen könnte, sondern dessen Durchgang durch ein Kindergitter gesichert ist. Je sicherer der Hund in seinem neuen Zuhause ist, je besser er mit den bereits vorhandenen Tieren (andere Hunde, Katzen etc.) harmoniert, umso mehr Räume, Kontakt zu den anderen Tieren und mehr Reizen kann er ausgesetzt werden.
- Rufen Sie ihn nicht ständig zu sich, sondern überlassen Sie dem Hund die Entscheidung, ob er zu Ihnen kommen möchte.
Gehen Sie nicht alle gleichzeitig auf ihn zu und bedrängen Sie ihn nicht. Auch kann es ihn überfordern, wenn alle auf ihn einreden und/oder ihn mit Leckerchen „bombadieren“.
- Am Besten beobachten Sie ihn einfach nur. Sprechen Sie ruhig und geduldig mit ihm. Wenn er nicht auf Sie reagiert, werden Sie nicht lauter. Denn der Grund wird weniger in einem tatsächlichen Hörproblem liegen, sondern vielmehr darin, dass Ihr Hund Sie tatsächlich nicht versteht! Und ein Anschnauzen wird ihn eher verunsichern, anstatt ihm helfen, Ihren für ihn noch unverständlichen Anweisungen zu folgen.
- Körperliches Bedrängen- z.B. umarmen Kinder sehr gerne die Hunde- sollte auch auf alle Fälle vermieden werden!
- Geben Sie dem Hund und sich Zeit. Überfordern Sie den Hund nicht, indem Sie gleich die ganze Familie, Nachbarn oder Freunde einladen- ihn „vorführen“, längere Zeit außer Haus sind oder Aktivität an Aktivität reihen. Das heißt aber nicht, dass sie ihm rund um die Uhr Gesellschaft leisten müssen. Gewöhnen Sie ihn langsam und ihn kleinen Abschnitten daran, dass es völlig in Ordnung ist, auch mal alleine zu bleiben. Lassen Sie ihn in einem Zimmer und gehen sie ins nächste, ohne ihn.
- Machen Sie keine große Zeremonie beim Abschieds oder Wiedersehen. Es ist völlig normal, wenn sie weggehen. Geben Sie ihm einen Futterkong, mit dem er sich beschäftigen kann. Wenn Sie so die erste Zeit des Alleinseins überbrücken, wird es für den Hund leichter sein, auch längere Zeit, alleine zu sein.
- Bieten Sie dem Hund mehrere Schlaf- und Rückzugsplätze an. An Stellen die ihm Ruhe geben und er nicht nonstop Reizen ausgesetzt ist und welche, von denen gerade unsichere/ängstliche Hunde aus ihren Menschen und neuen Reizen zugucken können und sich so an sie gewöhnen können.
- Geben Sie dem Tier Sicherheit durch einen geregeltem Tagesablauf mit Spaziergängen, Zeiten der liebevollen Zuwendung, des Spielens (keine Raufspiele oder keine Ballspiele mit permanenten Hinterherlaufen und keine Zerrspiele!)
- Legen sie allgemeine Essensrituale fest: wo soll sich der Hund befinden, wenn Sie essen.
- Auch ist es wichtig, dass alle Familienmitglieder an einem Strang ziehen, sich alle an dieselben Regeln halten und nicht, dass einer dem Hund etwas gestattet, was ein andere ihm untersagt. Solche Inkonsequenzen sind für ein Tier schwer zu verstehen und verunsichern es nur unnötig.
- Scharfe Worte, Ungeduld, ungerechtes Verhalten, zügellose Wut und Unbeherrschtheit zerstören das Vertrauen, das sich ja langsam bei Ihrem Hund aufzubauen beginnt. Tun Sie ihm das nicht an. Bitte vergessen Sie nicht, dass dieses Tier sehr wahrscheinlich keine so einfache Vergangenheit hatte, und es wirklich verdient hat, dass Sie ihm als berechenbaren, fairen und verständnisvollen Partner und Freund entgegentreten!
- Jedoch ist Mitleid, was nicht zu verwechseln ist mit dem notwendigen Mitgefühl, vor allem bei Tierheimhunden fehl am Platz. Mitgefühl, Respekt und Einfühlungsvermögen ist das, was der Hund jetzt dringend von Ihnen braucht. Mitleid lässt Sie und ihren Hund in der Vergangenheit verharren und hemmt die Weiterentwicklung. Es beginnt ein neues Leben für Ihren Hund (und Sie): Schauen Sie nur nach vorne!
- Sicher hatten diese Hunde eine Vergangenheit, die nicht so glücklich war, sie haben ihre vertraute Umgebung verloren, wurden vielleicht misshandelt oder sind gar durch das Erlebte traumatisiert. Gerade diese Hunde brauchen eine konsequente Führung, einen Menschen, an dem sie sich orientieren können. Zeigen Sie ihrem Hund, was Sie von ihm erwarten, setzen Sie ihm Grenzen und sagen Sie ihm, was er darf und was nicht.
Ungünstig ist der Rat „Lass ihn doch! Er hatte eine so schlechte Vergangenheit, jetzt braucht er seine Freiheit“. Diese Entscheidungsfreiheit würde ihren Hund völlig überfordern. Nehmen Sie ihm den Druck der Entscheidung ab und geben Sie ihm Halt und Führung in einer Welt, die für ihn völlig durcheinander geraten ist.
- Machen Sie es dem Hund mit einem respektvollen, fairen und konsequenten Umgang deutlich. Konsequenz hat nichts zu tun mit Druck, Zwängen, Gewalt und Gängeln mit Kommandos!
- Es gilt jetzt in erster Linie Vertrauen aufzubauen. Förderlich dafür sind gemeinsame Spiele und Aktivitäten. Ruhige Spiele eignen sich da besser. Man kann Suchspiele im Haus, Garten oder auch unterwegs mit dem Hund machen. Gesucht werden kann Futter, Spielzeug oder auch Personen (z.B. die Kinder oder Sie selbst). Sehr interessant für den Hund sind auch Futterbälle oder Kongs. Es gibt zahlreiche Rezepte und der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Man kann den Hund auch über einen Baumstamm laufen oder springen lassen, auch mal gemeinsam. Loben Sie ihn viel, ja, besser noch freuen Sie sich richtig über die verschiedenen Dinge, die er tut.
- Es kann auch mal passieren, dass der Hund Sie aus irgendeiner Situation heraus anknurrt. Seien Sie nicht entsetzt darüber. Knurren gehört zu den hündischen Kommunikationsmitteln. Es ist ein distanzforderndes Signal, dem aber bestimmt schon einige „Konfliktsignale“ wie Kopf/Blick abwenden, blinzeln, züngeln (über seine Lefze lecken) voraus gegangen sind. Wenn der Hund Sie anknurrt, sollte man es ihm auf keinen Fall verbieten indem man „Nein“ „Pfui“ oder „Aus“ sagt.
Daraus könnte der Hund unter Umständen nur lernen, das Knurren in Zukunft zu unterlassen, es wurde ihm ja verboten und/oder brachte ihm nicht den gewünschten Erfolg (Distanz).
Doch wenn es wieder zu einer für ihn unangenehmen Situation kommt, würde er vielleicht, da Knurren nicht erwünscht ist, vehementer in seinem Abwehrverhalten werden und tatsächlich ohne Vorwarnung schnappen, wenn nicht sogar beißen.
Deshalb sollte man dem Hund auf sein Knurren die geforderte Distanz geben. Solange er knurrt wenden Sie Ihren Blick ab und drehen sich etwas zur Seite. Sobald er aufhört- gehen Sie weg.
Jetzt kann man sich überlegen, warum der Hund geknurrt hat und kann daran arbeiten, dass der Hund in Zukunft nicht mehr die Notwendigkeit sieht, in dieser Situation zu knurren.
Bedenken Sie immer, das Vertrauen muss noch wachsen.
- Wir empfehlen die Homepage www.spass-mit-hund.de , hier finden Sie nicht nur die wichtigen Beschwichtigungssignale eines Hundes um ihn besser verstehen zu können, sondern auch viele Beschäftigungsideen, Tips und Tricks zum Umgang mit ihrem neuen Schützling.
Kinder und Hunde
Generell ist es zu empfehlen, dass Kinder und Hunde nicht alleine miteinander sind. Es kann immer zu unvorhersehbaren Situationen kommen.
Kinder könnten dem Hund versehentlich weh tun, vielleicht am Fell ziehen, ihn spielerisch kneifen oder pieksen, ihn schubsen, ihm sein „Spieli“ oder Futter wegnehmen – und plötzlich ist die Grenze der Toleranz des Tieres überschritten. Möglicherweise schnappt der Hund in seiner Bedrängnis und landet dann wohlmöglich wieder im Tierheim, obwohl sein Verhalten nur natürlich ist und KEIN Fehlverhalten darstellt.
Zeigen Sie Ihren Kindern den richtigen und respektvollen Umgang mit dem Hund. Sie dürfen ihn nicht als „Spielzeug“ sehen, sondern sollen sich darüber klar sein, dass ein Hund auch Bedürfnisse und Empfindungen hat, die sich noch nicht mal so sehr von unseren unterscheiden.
Erklären Sie Ihren Kindern eindringlich, dass ein Hund auf keinen Fall gestört werden darf, wenn er:
- frisst
- schläft
- mit seinem Kauknochen oder seinem Spielzeug beschäftigt ist
- sich auf „seinen“ Platz zurückgezogen hat
- in eine Auseinandersetzung mit einem anderen Hund verwickelt ist.
Die erste Zeit: Nur angeleint spazierengehen
Wir raten Ihnen, den Hund die erste Zeit, nur angeleint auszuführen und seien Sie achtsam, das er nicht in einem Moment entweichen kann, z.B. beim Öffnen der Haus-, oder Autotür.
Noch sind Sie beide zu wenig vertraut und Sie können den Hund noch nicht so gut einschätzen.
Wie er auf Radfahrer, fremde Kinder, Skater oder Jogger reagiert, wissen Sie noch nicht. Manche Hunde „jagen“ auch Autos.
Oder aber, er hat Angst vor lauten Geräuschen, wie zum Beispiel einem Flugzeug, Krankenwagensirenen usw. und möchte fliehen, wenn sie plötzlich ertönen.
Dies alles werden Sie erst im Laufe der Zeit herausfinden. Wann Sie ihn frei laufen lassen können, werden Sie selbst entscheiden müssen.
Es kann förderlich sein, mit einem befreundeten Hundebesitzer und dessen Hund spazieren zu gehen. Einen gut sozialisierten Artgenossen kann Ihrem Vierbeiner Sicherheit geben.
Das Kommen auf Ruf üben Sie am besten schon Zuhause, dann auf einem umzäunten Platz oder an einer mindestens 10m Schleppleine, die natürlich nur am Geschirr befestigt werden darf.
Wir empfehlen, den Hund nur im Geschirr zu führen und kein Halsband zu verwenden. Selbstverständlich wird man seinem Hund niemals ein Stachelhalsband oder einen Kettenwürger anziehen, auch wenn dieser nicht „auf Zug“ gestellt wurde. Hier ein informativer Link zu Geschirren : www.doggytrick.ch , www.sientas.de oder www.aladin.de
Mögliches Auftreten von Durchfall, Urinieren oder Erbrechen
Einige Hunde leiden stressbedingt schon im Tierheim an Verdauungsproblem und haben sehr oft Durchfall, ohne dass eine organische Erkrankung vorliegt.
Der Umzug vom Tierheim in ein neues Zuhause ist für den Hund in der Regel sehr aufregend. All die neuen Eindrücke und der neue, ungewohnte Tagesablauf kann auch beim robustesten Vierbeiner zu Verdauungsproblemen und auch zu Erbrechen führen.
Auch neigen gestresste Hund zu vermehrtem Urinieren. Sollte es deshalb zu dem ein oder anderen „Unfall“ im Haus kommen, sehen Sie es nicht gleich als Unsauberkeit. Geben Sie dem Vierbeiner noch etwas Zeit.
Füttern Sie dem Tier bei starkem Durchfall kein Dosenfutter sondern nur leicht verdauliche Eiweißkost. Hüttenkäse oder Magerquark mit gekochtem Reis oder mit gestampften Kartoffeln und frisch geriebene Karotten eignen sich dafür. Der Stuhl müsste sich dann nach wenigen Tagen normalisieren. Sollte das nicht eintreten, stellen Sie den Hund nach spätestens 2 Tagen Ihrem Tierarzt vor.
Beachten Sie bitte, dass das Tier bei Durchfall sehr viel Flüssigkeit verliert. Bieten Sie unbedingt ausreichend frisches, am besten abgekochtes Wasser an und achten Sie darauf, das er genügend trinkt!
Auch Erbrechen kann stressbedingt auftreten. Füttern Sie in diesem Fall bitte gar nicht und achten Sie darauf, dass Ihr Hund genügend trinkt. Sie können ihm Wasser (eventuell mit Elektrolyten) anbieten. Auch hier gilt: Hält das Unwohlsein länger als 2-3 Tage an, konsultieren Sie bitte den Tierarzt.
Der erste Kontakt mit dem schon vorhandenen Hund
Wenn Sie schon einen Hund haben, dann sollten Sie die Einführung des neuen Familienmitglieds vorsichtig angehen. Organisieren Sie ein Treffen auf neutralem Gelände, mit einem Helfer und gehen Sie erst mal miteinander spazieren, wobei jeder Hund zunächst angeleint ist. Ideal ist am Anfang, jeden Hund auf der abgewandten Seite zu führen, also: Hund Mensch – Mensch – Hund. Danach lässt man die Hunde an lockerer Leine direkt nebeneinander laufen und wenn das auch gut geht, kann man die Hunde auch ableinen. Ob dies gleich beim 1. Treffen möglich ist, oder ob man mehrere Treffen braucht, hängt von den Hunden ab und man sollte sich hier wirklich Zeit nehmen. Wichtig ist, dass Sie die Hunde beobachten und gewünschtes Verhalten loben.
Den eigentlichen Einzug kann man dann am konfliktlosesten gestalten, wenn der neue Hund zuerst in der Wohnung/ im Zimmer ist und der „alte“ dann dazukommt. Wenn der neue Hund dann eingezogen ist, sollte man die Hunde anfangs genau beobachten, um mögliche Konflikte gar nicht erst entstehen zu lassen. Auch hier wieder gewünschtes Verhalten loben.
Potentielle Konfliktherde, wie herumliegendes Spielzeug oder Futter sollte man zumindest anfangs wegräumen. Jeder Hund hat selbstverständlich seinen eigenen Platz, wo er ungestört sein kann. Schön, wenn die Hund miteinander spielen, aber achten Sie darauf, dass keiner den anderen bedrängt und beenden oder unterbrechen Sie das Spiel, wenn es zu wild wird und zu kippen droht. Ein sehr empfehlenswertes Buch für Mehrhundehalter und Integration eines neuen Hundes in eine bestehende Gruppe: „Hundereich“ von Mirjam Cordt.
Charaktereigenschaften und mögliche Probleme
Beachten Sie auch, dass ein neuer Hund seine Charaktereigenschaften und ein mögliches unerwünschtes Verhalten erst nach einiger Zeit zeigt. Oft zeigt sich erst nach 1 -2 Monaten, nachdem der Hund „aufgetaut“ ist, wo es Probleme gibt und wo man handeln sollte. Gehen Sie gegen unerwünschtes Verhalten gleich von Anfang an vor. Wobei hier nicht vorschnell „mit Kanonenkugel auf Spatzen geschossen“ werden darf. Lassen Sie sich auf keinen Fall einreden, der Hund würde sie mit diesem Verhalten dominieren wollen und sich „über Sie stellen“. In der Regel reagieren Hunde, weil sie mit einer Situation überfordert sind. Und es liegt nun an Ihnen als neuem Halter, ihn so an sein neues Lebensumfeld zu gewöhnen, dass er die neuen (Verhaltens-)Regeln verständlich für ihn auch vertrauensvoll umsetzen kann. Je länger ein Verhalten sich etabliert hat, desto länger dauert es und desto schwieriger wird es, dies in den Griff zu bekommen.
Daher unser eindringlicher Rat: machen Sie keine Selbsttherapie und fragen Sie auch nicht selbsternannte Hundekenner sondern holen Sie sich bitte Rat von einem erfahrenen Hundetrainer und setzten Sie zusätzlich Ihren Ansprechpartner darüber in Kenntnis.
Mögliche Hundetrainer finden Sie z.B. unter:
www.berufung-hund.de oder auch www.ibh-hundeschulen.de
Wir wünschen Ihnen alles Gute mit dem neuen Familienmitglied!
Empfohlene Literatur:
- Jean Donaldson: „Hunde sind anders“
- Mirjam Cordt: „Hundereich“
- Sabine Neumann: „TierHEIM. Schicksal oder Chance?!“
- Suzanne Clothier: „Es würde Knochen vom Himmel regnen“
- Patricia McConnell: „Das andere Ende der Leine“
- Barry Eaton: „Dominanz. Tatsache oder fixe Idee“
- Dorothee Schneider: „Die Welt in seinem Kopf“
- Christina Sondermann: „Das große Spielebuch für Hunde“
- Patricia Mc Connell: „Alter Angeber“ - Leinenaggression verstehen und beheben
- Patricia Mc Connell: „Waldi allein zu Hause“- wenn Hunde Trennungsangst haben
- Jean Donaldson: „Meins“- Unerwünschtes Besitzverteidigungsverhalten bei Hunden erkennen und behandeln
Ein Tierschutzhund zieht ein
Immer häufiger hört man in letzter Zeit von Hunden, die direkt vom Transport oder innerhalb der ersten Tage bei den neuen Besitzern entlaufen. Oft geschieht dies aus Unachtsamkeit der Transporteure, wie auch aus mangelndem Wissen bei den Adoptanten. Doch wie kann man die Risiken für ein Entlaufen auf ein Minimum senken und was ist wichtig?
Der Tierschutzhund
Fast immer handelt sich um Hunde mit einer ungewissen Vorgeschichte. Besonders die Tiere, die aus dem Ausland zu uns kommen, haben teilweise Grausames erlebt. Selbst wenn sie vor Ort als ruhig und lieb beschrieben werden, kann man nicht davon ausgehen, dass sie dieses Verhalten auch hier sofort zeigen. Der Stress des Transportes, die neue Umgebung, fremde Umwelteinflüsse sind nur einige Faktoren, die einem Hund sehr zusetzen. Wie er auf diese Faktoren reagiert, ist immer unterschiedlich und nicht absehbar. Dies sollte man sich stets vor Augen halten, wenn man sich für einen solchen Hund entschieden hat.
Diese Hunde sind mit einem Zughalsband und einem Sicherheitsgeschirr perfekt gesichert.
Anstatt der Koppelverbindung können auch zwei Leinen am Anfang verwendet werden. Später kann man auf eine Leine umsteigen.
Wenn der Hund nun gut gesichert ist, sollten Sie schauen, dass er an einer ruhigeren Stelle sein erstes Geschäft verrichten kann. Behalten Sie den Hund stets im Blick, so dass Sie jederzeit handeln können. Bei sehr unsicheren und ängstlichen Hunden empfiehlt es sich, den Hund sofort „umzuladen“ und erst in ruhiger Atmosphäre in einer gesicherten Umgebung auszuführen. Hier geht die Sicherheit ganz klar vor!
Transport von Hunden im eigenen Auto
Im Kofferraum von Kombis können Hunde sicher reisen. Voraussetzung dafür: ein passendes, sicheres Hundegitter zur Absicherung in den Autoraum (kein Netz!).
Bevor der Kofferraum verschlossen ist - hat der Hund immer die Möglichkeit durch die Heckklappe zu entwischen.
Um das zu verhindern empfiehlt sich folgendes Vorgehen: den Hund an die Leine nehmen - in den Kofferraum "bugsieren" - die Leine durch das Hundegitter zur Rückbank an einen Helfer weitergeben und dann den Kofferraum zu verschließen.
So kann der Hund abgeleint werden - man braucht sich keine Sorgen machen, dass er während der Fahrt sich angeleihnt verfängt. Zudem stellt man so sicher, dass der Hund sich durch Zuschlagen der Kofferraumklappe nicht verletzt.
Beim Aussteigen: Hund erst über die Rückbank anleinen - dann kann die Heckklappe geöffnet werden und der Hund sicher aus dem Kofferraum gelangen.
Auch durch eine Anschnallvorrichtung kann der Hund auf der Rücksitzbank gesichert werden. Noch besser ist natürlich eine stabile Transportbox. Mal davon abgesehen, dass Sie so ein plötzliches Entwischen verhindern, ist eine ausreichende Sicherung auch gesetzlich vorgeschrieben und wird bei Missachtung mit empfindlichen Geldstrafen geahndet.

Eine stabile Transportbox ist die sicherste Unterbringung während der Fahrt
Ankunft im neuen Heim
Wenn nun alles mit der Abholung geklappt hat und der Hund sicher im neuen Heim angekommen ist, sollten Sie trotzdem auf eine Sicherung achten.
In den ersten Tagen nach der Ankunft werden Sie den Hund kennen lernen und sehen, wie er sich verhält. Bis Sie ihn aber richtig einschätzen können, braucht es Zeit. Auf den ersten Gassigängen nach der Ankunft sollten Sie den Hund in jedem Fall weiterhin doppelt gesichert haben. Führen Sie den Hund an einer Schleppleine aus, aber niemals ohne Leine. Auch in Ihrem heimischen Garten sollte der Hund mit Schleppleine gesichert sein. Es können immer unentdeckte Schlupflöcher im Zaun sein bzw. schaffen manche Exemplare es auch über zwei Meter hohe Zäune und Mauern.
Achten Sie darauf, dass der Hund nie durch offen stehende Türen (oder auch Fenster) entwischen kann. Bevor Sie ihrem Besuch also die Tür öffnen schauen Sie erst, dass der Hund nicht schon startbereit hinter Ihnen steht. Besprechen Sie diese Regeln auch mit Ihren Familienmitgliedern. Es müssen alle Personen im Haushalt darüber Bescheid wissen und sich daran halten. Leider entwischen immer wieder Hunde, weil eine dieser Grundregeln missachtet wird.
Schützen Sie ihren Schützling vor der Straße und nehmen Sie sich unsere Tips zu Herzen, damit kein Hund auf der Strecke bleibt.
Quelle: Herblut für Katzen, Autor: Silvio Fuchs
Bei einem "Angsthund" gibt es kein Patentrezept wie man sich verhalten muss, oder was die besten Trainingsmethoden sind. Jeder Hund ist individuell und zeigt unterschiedliche Reaktionen in seiner Angst. Die wichtigsten Bestandteile sind das Erkennen und Verstehen der Angst, die einen Hund verfolgt. Unsere Hunde kennen teilweise nichts, oder sehr wenig. Sie kommen in Deutschland an, werden hoffnungsvoll erwartet und sind im Grunde oftmals mit der Situation überfordert. Hier kann ein Hund, der sich vor Ort nie oder nicht wirklich ängstlich zeigte, schon mal unsicher werden oder gar in Panik verfallen. Alles Neue stellt erst mal eine Gefahr für den Hund da, und da ist instinktives Handeln = Flucht, häufig die beste Möglichkeit der Gefahr zu entkommen.
Ein Hund, der ängstlich oder panisch reagiert, handelt Sekundenschnell und es kann durchaus vorkommen, dass er in dieser Situation "Schwarz sieht" und alles Nötige versucht um aus dieser Situation zu entkommen, sei es durch Weglaufen, um- sich- Beißen oder lautes Aufschreien. In dem Moment ist es teilweise nebensächlich, wie stark das Vertrauen zu seinem Menschen bereits aufgebaut ist, der Hund sieht die Gefahr und wird im ersten Moment auch nicht mehr "gehorchen". Es ist das Wichtigste den Hund schnellstmöglich, aber ruhig aus der Situation zu holen. Entfernen Sie sich, wenn möglich von der gemeindlichen Gefahrenquelle, ohne selbst panisch zu reagieren.
Deutliche Anzeichen von Angst sind beispielsweise : Starkes Hecheln, eingezogene Rute, Zittern und flach angelegte Ohren, es ist auch möglich, daß der Hund versucht, Sie an der Leine zu umkreisen.
Außerdem gibt der Hund Ihnen durch sogenannte " Calming Signals" ( Beschwichtigungssignale) dem Menschen ( und auch anderen Hunden, ) die Möglichkeit, Aufschluss über sein aktuelles Befinden zu erhalten.
Ein Angsthund in den eigenen vier Wänden
Ihr Hund neigt zu Angst, zeigt sich in manchen Situationen ängstlich oder gar panisch ? Es ist wichtig, den Hund nicht mit den Reizen zu überfordern, und ihn auch nicht zu zwingen. Ein gewisses Maß an Konsequenz und Regeln sollte ihr Hund dennoch auch bekommen, denn ein sicheres Auftreten Ihrerseits gibt dem Hund Mut und stärkt das Vertrauen. Machen Sie nicht den Fehler, ihren Hund in Watte zu packen und ihn vor Mitleid in seiner Angst zu bestärken. Ihr Hund braucht eine Führung, um zu lernen, dass es keinen Grund zur Angst gibt. Die Zeit spielt hier natürlich einen große Rolle und es sollte von Anfang an bedacht werden, daß es seine Zeit dauern wird, bis der Hund seine Ängste nach und nach ablegen kann. Es gibt einige Möglichkeiten , dem Hund aus seiner Angst heraus zuhelfen, und gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.
Sie können, sofern Ihr Hund dies zulässt, den Hund anfangs aus der Hand füttern. Das Futter teilen Sie am Besten in kleine Rationen, die Sie ihm immer und immer wieder geben. Zeigt ihr Hund Angst vor Menschen, ist es anfänglich sinnvoll, sich in die Nähe des Hundes zu setzen, ohne ihn dabei zu bedrängen. Bieten Sie ihm einen Rückzugsort, einen Platz aus dem er alles beobachten kann oder eine Art Höhle an z.B. einen Kennel/ Transportbox. Für viele ängstliche Hunde ist eine intensive Kontaktaufnahme durch den Menschen, z.B. Streicheln oder Kuscheln erst mal ein No-Go. Oft haben die Hunde eine schlechte Vergangenheit oder wurden gar misshandelt, bzw hatten nie näheren Kontakt zum Menschen und kennen dies deshalb so nicht. Bauen Sie hier den Körperkontakt langsam auf, zwingen Sie ihren Hund nicht zur Zweisamkeit, sondern berühren Sie ihn im Sekunden,- oder Minutentakt. Sie können am Anfang auch neben ihrem Hund schlafen, achten Sie hier aber bitte darauf, dass Sie nicht in seine Augen sehen und zu nah an seinen Kopf gelangen.
Sorgen Sie für immer wiederkehrende Abläufe, die gut strukturiert sind. Am Anfang empfiehlt es sich , Rituale einzuführen, immer gleiche Spaziergänge zu machen und und den Tagesablauf möglichst immer gleich zu gestalten. Achten Sie aber darauf, dass Sie den Gefahrensituationen nicht komplett aus dem Weg gehen, sondern Ihren Hund Stück für Stück heranführen.
Ein schon vorhandener, souveräner Hund kann ihrem Hund aus seiner Angst helfen und ihm zusätzliches Vertrauen vermitteln.
Sichern Sie ihren Hund IMMER mit einem Sicherheitsgeschirr und einem Zugstopp-Halsband, sowie zwei Leinen (wie auf dem abgebildeten Foto), bis das nötige Vertrauen aufgebaut ist, dann können Sie auf eine Leine umsteigen.
Was tun, wenn mein Hund trotz aller Vorsichtsmaßnahmen wegläuft ?
1. Zunächst bleibt man am besten einmal stehen und bewahrt Ruhe. Bei Angsthunden ist eine Rückkehr zwar in der Regel nicht zu erwarten, aber dennoch kann diese nicht komplett ausgeschlossen werden. Kommt er wider Erwarten zurück, muss man ihn hierfür unbedingt belohnen.
Statt dem Hund hinterher zulaufen, kann man versuchen, sich auf den Boden fallen zu lassen, sich lachend oder qietschend am Boden zu wälzen oder so zu tun, als suche man im Gras etwas sehr Interessantes, um so die Neugierde des Hundes zu wecken und damit evtl zu erreichen, daß der Hund näher kommt, um zu schauen, was denn da mit einem los ist. Er hat in der Situation nicht das Gefühl, daß man ihn anlocken will , um ihn wieder einzufangen und die Chancen sind dann besser, daß er sich unbedarft nähert, so daß man ihn wieder greifen kann.
2. Tritt der Fall ein , daß der Hund kommt nach einiger Zeit doch nicht zurückkommt dann kann man ihn entweder suchen oder man geht nach Hause. Eine „Hals-über-Kopf-Suche“ ist in der Regel jedoch erfolglos.
3. Zu Hause informiert man Polizei, Gemeinde oder Stadtverwaltung , Förster, Tierärzte und Tierheime, die sich in der Nähe sowie der Umgebung befinden.
4. Sämtliche Freunde, Verwandte, Bekannte, Arbeitskollegen, sollten informiert werden. Unbedingt nötig sind sehr viele Flyer, mit denen man die Umgebung weiträumig plakatieren sollte mit Foto des Hundes und der Telefonnummer des Ansprechpartners, der Tag und Nacht erreichbar sein sollte. Auch kann man eine Vermisstenanzeige im Internet sowie in der Zeitung, am besten natürlich mit Bild aufgeben
5. Informieren Sie bitte ihren zuständigen Ansprechpartner der Tierschutzorganisation, von der Sie den Hund haben, um weiter Schritte einzuleiten.
Mögliche Hundetrainer finden Sie z.B. unter:
www.berufung-hund.de oder auch www.ibh-hundeschulen.de
Empfohlene Literatur :
- Turid Rugaas: Calming Signals. Die Beschwichtigungssignale der Hunde
- Rolf C. Franck, Madeleine Grauss: Hab keine Angst, mein Hund
- Martina Nagel, Clarissa von Reinhard: Stress bei Hunden
- Nicole Wilde: Der ängstliche Hund. Stress,Unsicherheiten und Angst wirkungsvoll begegnen
Empfohlene Homepage's :
Wir wünschen Ihnen alles Gute mit Ihrem neuen Familienmitglied!